Rede von Laura Münstermann

Bi+Pride Orga-Team (English version below)

Kurz vorweg:

ich bin noch nicht so lange dabei und muss noch viel dazulernen. Wenn ich jemanden mit meiner Sprache unbewusst diskriminiere, kommt gerne nach der Rede auf mich zu und teilt mir das mit.

Ihr lieben Menschen,

schön, dass ihr da seid

schön, dass es euch gibt!

Wie ihr schon gehört habt, bin ich Sexualpädagogin.

Mein Job ist es, Menschen über Sexualität aufzuklären.

Vielleicht erinnert ihr euch daran zurück

wie ihr über Bi+sexualität aufgeklärt wurdet.

Ich möchte gerne mit euch teilen, wie das bei mir war:

Ich erfuhr,

dass Bi+sexualität existiert,

als ich 10 Jahre alt war.

Eine Freundin hat mir davon erzählt.

Bei mir war das in der Schule kein Thema.

Ich habe 2016 Abi gemacht.

Aufgeklärt wurde ich vor allem im Internet

über YouTuber*innen.

Und trotzdem fehlte noch so viel,

das für mich wichtig war zu wissen.

Wenn ich an sexuelle Bildung von queeren Themen denke,

dann fällt mir ein Unterschied zwischen

Wissen

und Verstehen auf.

Zum Beispiel:

ich kann als Bildungseinrichtung etwas in Regenbogenfahnen am oder im Schulgebäude platzieren,

weil ich weiß, dass queere Menschen diskriminiert werden.

Wenn ich das aber mit meinen Schüler*innen bespreche

und sie dafür sensibilisiere,

damit meine ich z.B.:

gegen einen queerfeindlichen Umgang untereinander vorgehen,

über Vorurteile aufklären

und über Diskriminierung sprechen.

Wenn ich das tue,

erst dann habe ich verstanden,

was es bedeutet.

Sprechen wir jetzt mal über Bi+:

Ich kann Bi+ als sexuelle Orientierung erwähnen,

weil ich weiß,

dass es sie gibt.

Aber ich habe es erst verstanden,

wenn ich ein Bewusstsein dafür schaffe,

sowohl bei mir

als auch bei anderen

dass Menschen, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen,

von Teilen der queeren Community anders gesehen werden,

zusätzlich eigene Vorurteile an ihnen haften,

sie unsichtbar sind und unsichtbar gemacht werden,

von Gewalt und psychischen Erkrankungen besonders betroffen sind

Daran schließt sich die Debatte an:

Wer ist denn für die Bildung und Aufklärung über Bi+ verantwortlich?

Eltern oder Bezugspersonen?

Lehrer*innen?

Sexualpädagogische Fachkräfte?

Meine Antwort ist:

Jede*r, der*die ein Interesse an der Sozialerziehung der Menschen hat, ist für die Bildung und Aufklärung verantwortlich.

Uwe Sielert schrieb davon: „Sexualerziehung als Sozialerziehung zu verstehen“.

Bei Sexualität geht es um den sozialen Umgang miteinander.

Sei es

Einvernehmlichkeit,

Bedürfnisse,

Beziehungen

und Werte und Normen

und eben auch der Einsatz gegen Diskriminierung

Ich habe Wünsche an alle, die Menschen bilden und erziehen:

Ich wünsche mir,

dass die Bildung über queere und bi+ Themen als Querschnittsthemen anerkannt werden,

denn diese Themen tauchen in so vielen Kontexten auf.

Ich wünsche mir,

dass die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt

in der Bildung

von Anfang an mitgedacht wird.

Geht davon aus,

dass Menschen mehr sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen können,

wenn ihr z.B. über die Themen

Liebe,

Beziehung

oder Familie sprecht.

Ich wünsche mir mehr Raum für sexuelle und queere Bildung,

denn dies dient nicht nur der Gesundheit,

sondern auch dem sozialen Umgang miteinander.

Ich wünsche mir eine Offenheit

und Bereitschaft dazuzulernen.

Ich wünsche mir,

dass die Welt mehr durch die Augen von bi+ und queeren Menschen gesehen wird.

So kann es mehr Verständnis dafür geben,

warum wir einen Pride Month

warum wir einen CSD brauchen

und warum wir eine Bi+Pride brauchen.

Laura’s speech

Briefly beforehand:

I haven’t been around that long and still have a lot to learn. If I’m unknowingly discriminating against someone with my language, feel free to come up to me after the speech and let me know.

Dear people,

nice that you are here

nice that you exist!

As you have already heard, I am a sex educator.

My job is to educate people about sexuality.

Maybe you remember back

how you were educated about bi+sexuality.

I would like to share with you what that was like for me:

I learned,

that bi-sexuality exists,

when I was 10 years old.

A friend told me about it.

It wasn’t an issue in school.

I graduated from high school in 2016.

I was taught mainly on the Internet

about YouTubers.

And yet there was still so much missing,

that was important for me to know.

When I think about sexual education of queer issues,

I notice a difference between

knowledge

and understanding.

For example:

I can, as an educational institution, put something in rainbow flags on or in the school building,

because I know that queer people are discriminated against.

However, if I discuss this with my students

and make them aware of it,

I mean, for example:

working against queer-hostile treatment of each other,

educate them about prejudice

and talk about discrimination.

When I do that,

only then do I understand

what it means.

Now let’s talk about Bi+:

I can mention Bi+ as a sexual orientation,

because I know

that it exists.

But I don’t understand it until

I create an awareness of it,

both in myself

as well as in others

That people who are attracted to more than one gender,

are seen differently by parts of the queer community,

have additional prejudices of their own attached to them,

they are invisible and made invisible,

are particularly affected by violence and mental illness.

This is followed by the debate:

Who is responsible for education and awareness about Bi+?

Parents or caregivers?

Teachers?

Sex education professionals?

My answer is:

Everyone* who has an interest in the social education of people is responsible for education and sex education.

Uwe Sielert wrote about it: “Understanding sexuality education as social education”.

Sexuality is about social interaction.

Be it

consense,

needs,

relationships

and values and norms

and also the commitment against discrimination.

I have wishes for all those who educate people:

I wish,

that education about queer and bi+ issues are recognized as cross-cutting issues,

because these issues come up in so many contexts.

I wish,

that sexual and gender diversity is found

in education

is thought about from the beginning.

Assume,

that people can be attracted to more than one gender,

if, for example, you talk about the topics of

love,

relationship

or family.

I would like to see more space for sexual and queer education,

because this serves not only health,

but also social interaction with each other.

I wish for an openness

and willingness to learn.

I wish,

that the world is seen more through the eyes of bi+ and queer people.

That way there can be more understanding,

why we need a Pride Month

why we need a CSD

and why we need a Bi+Pride.